Im Rahmen der TRANSFORM 2025 hielt Jan Spielmann, Geschäftsführer des TSG ResearchLab und Leiter der Abteilung für Psychologie und Consulting, eine spannende Keynote, die den Blick auf den modernen Fußball und seine Nutzung von Künstlicher Intelligenz und Datenanalysen richtete. Als Experte im Bereich der Sportpsychologie und Digitalen Transformation erläuterte Spielmann, wie Technologien wie KI und umfangreiche Datenanalysen zunehmend die Entscheidungsprozesse im Profifußball beeinflussen und welche Potenziale noch ungenutzt bleiben.
Mit einem fundierten Blick auf die Entwicklung und den Einsatz von Daten im Fußball, ging Spielmann der Frage nach, wie die Digitalisierung das Spiel verändert und welche Herausforderungen es noch zu überwinden gilt, um diese Technologien in voller Bandbreite zu nutzen. Sein Vortrag verdeutlichte, wie sich der Fußball durch die Integration von KI und fortschrittlicher Datenanalyse zunehmend in Richtung einer datengetriebenen Zukunft bewegt – mit weitreichenden Auswirkungen auf Talententwicklung, Spielbewertung und Teambildung.
Spielmann begann seine Keynote mit einer eingängigen Einführung in die Welt der Datenanalyse im Fußball. "Jeder Spieltag wird von einer unglaublichen Menge an Daten begleitet," erklärte er. "Wir wissen präzise, wo sich jeder Spieler zu jedem Zeitpunkt des Spiels befindet – das sind nicht nur Positionsdaten, sondern auch detaillierte Skeletaldaten." Diese Daten sind nicht nur auf die körperlichen Bewegungen der Spieler beschränkt, sondern beinhalten auch die Analyse von Passstatistiken und Laufleistungen.
Ein besonders anschauliches Beispiel für den Einsatz von KI im Fußball brachte Spielmann in Form der halbautomatischen Abseitserkennung. Kamerasysteme erfassen die Bewegungen der Spieler und erstellen ein virtuelles Skelettmodell, das eine präzise Beurteilung der Spielsituation ermöglicht. Ein solches System stellt sicher, dass Entscheidungen wie Abseitsstellungen auf objektiven, datenbasierten Informationen beruhen und nicht auf menschlichen Fehlern.
Obwohl die Medien häufig den Eindruck vermitteln, dass der Fußball bereits stark von Künstlicher Intelligenz und Datenanalyse geprägt ist, äußerte Spielmann eine differenzierte Einschätzung. "Es ist wichtig zu erkennen, dass der Fußball noch nicht so weit ist, wie es oft dargestellt wird. Die Nutzung von Daten im Fußball steckt noch in den Kinderschuhen." Dies werde besonders deutlich, wenn man sich die Komplexität eines Spiels wie Fußball anschaue, bei dem unzählige Faktoren – von der Teamdynamik bis hin zu individuellen Leistungen – berücksichtigt werden müssen, um den Erfolg einer Mannschaft zu bewerten.
Spielmann verglich den Fußball mit anderen Sportarten wie dem Weitsprung, bei dem der Erfolg eindeutig durch eine gemessene Leistung, wie etwa die Weite des Sprungs, quantifiziert werden kann. Im Fußball jedoch sind viele der wichtigsten Leistungsindikatoren wie Teaminteraktionen und individuelle Spielentscheidungen wesentlich schwerer zu erfassen und in Daten umzusetzen.
Ein weiteres spannendes Thema, das Spielmann in seiner Keynote behandelte, war die Art und Weise, wie Spieler im modernen Fußball gesichtet und bewertet werden. Durch den Einsatz von Technologien wie Virtual Reality und fortschrittlicher Datenbanken werden Spieler nicht nur in Bezug auf ihre physischen Fähigkeiten, sondern auch hinsichtlich ihrer mentalen Stärke und ihrer Eignung für bestimmte Mannschaftsdynamiken bewertet.
Ein innovativer Ansatz zur Bewertung von Talenten ist die Nutzung der biologischen Reife eines Spielers anstelle seines kalendarischen Alters. Ein Gerät, das die biologische Reife misst, ermöglicht es, die tatsächliche Entwicklung eines Spielers besser zu verstehen und ihm gezielte Trainingsmaßnahmen anzubieten. Diese Technologie hilft dabei, Talente zu erkennen, die vielleicht auf den ersten Blick unter dem Durchschnitt erscheinen, aber biologisch gesehen großes Potenzial besitzen.
Spielmann, der selbst Sportpsychologe ist, hob hervor, wie wichtig es ist, auch die psychologischen Aspekte in die Spielerbewertung einzubeziehen. In seinem Vortrag erklärte er, dass es nicht nur um die physischen und technischen Fähigkeiten der Spieler geht, sondern auch um deren Persönlichkeit und Führungsqualitäten. In einem hochprofessionellen Umfeld wie dem Fußball müsse jeder Spieler in einem Umfeld agieren, das zu seiner Persönlichkeit passt, um maximal motiviert und leistungsfähig zu sein.
Ein anschauliches Beispiel war die Frage, ob ein Spieler wie Cristiano Ronaldo die Kapitänsbinde tragen sollte. Spielmann erklärte, dass die Antwort auf diese Frage nicht nur von den Führungseigenschaften eines Spielers abhängt, sondern auch davon, wie er als Individuum innerhalb des Teams funktioniert. Ein Spieler, dem eine Führungsrolle genommen wird, könnte sich in seiner Leistung beeinträchtigt fühlen, was die Teamdynamik negativ beeinflussen könnte.
Abschließend ging Spielmann auf die Rolle der KI in der Zukunft des Fußballs ein. Er stellte fest, dass Daten und KI in der Spieleranalyse eine neutrale Instanz einnehmen können, die den Entscheidungsprozess objektiv unterstützt. KI könnte in der Zukunft eine zusätzliche Expertise am Tisch darstellen, die dazu beiträgt, blinde Flecken zu erkennen und bessere Entscheidungen zu treffen.
Ein interessantes Beispiel hierfür ist die Anwendung von Prognoseanalysen, bei denen historische Daten genutzt werden, um die Wahrscheinlichkeit abzuschätzen, ob ein Spieler den Sprung vom Nachwuchs- zum Profibereich schafft. Durch die Simulation unterschiedlicher Szenarien – wie etwa der Steigerung von Ausdauer oder Sprintgeschwindigkeit – könnten Trainer und Scouts gezielt auf bestimmte Fähigkeiten des Spielers einwirken, um seine Entwicklung zu fördern.
Spielmann schloss seine Keynote mit einem Bild, das den wesentlichen Punkt seiner Präsentation verdeutlichte: "Wenn Daten und menschliche Intuition miteinander in Einklang gebracht werden, entstehen die besten Entscheidungen." Die Zukunft des Fußballs wird demnach eine hybride sein, bei der Künstliche Intelligenz und menschliche Expertise gemeinsam arbeiten, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.
Mit dieser eindrucksvollen Vision für die Zukunft des Fußballs und der Rolle von Daten und Künstlicher Intelligenz schloss An Spielmann seine Keynote ab – ein überzeugendes Plädoyer für die zunehmende Bedeutung von Technologie im modernen Sport. Die TRANSFORM-Konferenz hat damit erneut unter Beweis gestellt, wie eng die Themen digitale Transformation, Innovation und die Rolle von Daten miteinander verknüpft sind, und wie sie nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch im Sport eine bahnbrechende Entwicklung vorantreiben.